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| - Messerattacke in Lübeck: Staatsanwaltschaft geht nicht von terroristischen Akt aus
In einem Lübecker Linienbus hat ein 34-Jähriger am vergangenen Freitag mehrere Menschen mit einem Messer verletzt. Der Blog „Schlüsselkind“ behauptet, der Täter sei Moslem und die Presse hätte fälschlicherweise von einem deutschen Tatverdächtigen berichtet. Wir haben mit der Staatsanwaltschaft gesprochen.
Am 20. Juli kam es in einem Lübecker Linienbus in Kücknitz zu einer Vorfall, bei dem ein 34-Jähriger mehrere Businsassen mit einem Messer angegriffen und einige von ihnen verletzt haben soll, drei davon schwer. Es soll außerdem versucht haben, den Bus durch einen mit Brandbeschleuniger gefüllten Rucksack in Brand zu setzen.
Am selben Tag veröffentlichte die Website „Schlüsselkind“ einen Beitrag mit der Schlagzeile: „Messerattentat in Linienbus – Muslim metzelt 14 Menschen nieder“. Und suggeriert damit: Der Tatverdächtige könnte aus islamistischen Motiven gehandelt haben.
CORRECTIV hat mit der Lübecker Staatsanwaltschaft zu den Hintergründen der Tag gesprochen.
Das Tatmotiv
Die zuständige Staatsanwältin Dr. Ulla Hingst teilte uns mit: „Wir haben nach derzeitigem Ermittlungsstand keine Anhaltspunkte dafür, dass der Beschuldigte sich politisch, religiös oder in anderer Weise radikalisiert hätte oder dass die Tat ein terroristischer Akt gewesen wäre.“
Da die Hintergründe der Tat noch nicht geklärt seien, können und dürfe die Staatsanwaltschaft jedoch nichts ausschließen und ermittle in alle Richtungen. Der Beschuldigte habe sich auf die Tatvorwürfe nicht eingelassen. „Wir werden daher die Hintergründe auf anderem Wege, unter anderem Ermittlungen zur Person des Beschuldigten und seinem Umfeld, aufhellen“, so Staatsanwältin Hingst.
Im Interview mit RTL hatte der Strafverteidiger des Verdächtigen Oliver Dedow gesagt: „Leider habe ich festgestellt, dass eine psychische Störung da ist, vielleicht eine paranoide Schizophrenie. Das ist aber auf jeden Fall der Grund für die begangenen Straftaten, kein politischer Hintergrund.“
Der Tatverdächtige
„Schlüsselkind“ behauptet, bei dem Tatverdächtigen handle es sich um einen Muslim. Als Anhaltspunkt dafür will „Schlüsselkind“ anführen, dass der Mann ursprünglich aus dem Iran stammen soll. Allein aus der Herkunft eines Menschen lässt sich jedoch nicht dessen Glaube und Religionszugehörigkeit ableiten.
„Schlüsselkind“ schreibt außerdem, mit Hinweis auf einen Artikel des „Focus“, die „Lügenpresse“ würde die Schuld einem Deutschen „in Schuhe schieben“. Zur Identität des Tatverdächtigen teilte uns Hingst mit, es stehe fest, dass der 34-Jährige die deutsche Staatsangehörigkeit besitze. Dies hatte die Polizeidirektion Ratzeburg in einer Pressemitteilung auch am Tattag so mitgeteilt. Ob er darüber hinaus iranischer Staatsangehöriger sei, würde aktuell geklärt so Hingst. Fest stehe nur, dass er im Iran geboren sei.
In einer Pressekonferenz hatte die Staatsanwältin außerdem mitgeteilt: „(Der Tatverdächtige) besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit nach unserem Kenntnisstand schon seit vielen Jahren.“
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