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| - Nein, Geflüchtete werden von Niddaer Tafel nicht bevorzugt
Anhand eines Aushangs der Niddaer Tafel behauptet ein Facebooknutzer, bei der Ausgabestelle würden Asylbewerber bevorzugt behandelt. Die Niddaer Tafel widerspricht: Der Aushang sei bewusst fehlinterpretiert worden.
Ein Facebooknutzer teilte am 14. Dezember eine Fotomontage, darauf zu sehen: ein angeblicher Aushang der Tafel im hessischen Schotten, Ausgabestelle Nidda. Die Ausgabestelle Nidda schreibt darin, man würde dort nun auch anerkannte Flüchtlinge bedienen. Und zwar vorrangig, in in der Zeit zwischen 10:25 und 10:45 Uhr. Der Grund: die Lebensmittel, die diese Kunden aus kulturellen oder religiösen Kunden nicht annehmen, könnten dann den übrigen Kunden zugute kommen.
Die Fotomontage wird begleitet von einem Text. Darin schlussfolgert der Verfasser: „Zuerst dürfen sich die staatlicherseits bestens versorgten Asylanten mit Lebensmitteln ihrer Wahl eindecken. Das, was die Luxus-Flüchtlinge übrig lassen, dürfen sich dann die bedürftigen Deutschen nehmen.“ Das sei skandalös.
Hing dieses Schreiben tatsächlich in der Tafel-Ausgabestelle in Nidda? Werden dort anerkannte Asylbewerber gegenüber anderen Bedürftigen bevorzugt? CORRECTIV hat mit der Niddaer Tafel gesprochen.
Zurückgegebene Ware wird an andere Kunden verteilt
Den Aushang gab es bei der Niddaer Tafel tatsächlich. „Er wurde bewusst fehlinterpretiert“, teilte ein Sprecher der Niddaer Tafel gegenüber CORRECTIV mit.
Um den Zweck der beschriebenen Maßnahme zu verstehen, hilft es, den Ablauf der Tafel zu kennen: Bereits vor Ladenöffnung werden die Lebensmittel eingeteilt. Das geschieht nach Haushaltsgröße, nicht aber nach Herkunft. Aussuchen können sich die Kunden die Lebensmittel also nicht. Asylsuchende würden einige der zugeteilten Waren zurückgeben. Das geschehe aus verschiedenen Gründen: sie kennen die Produkte nicht, essen als Moslems kein Schweinefleisch oder vertragen einige Lebensmittel einfach nicht. Das treffe auch auf manche deutsche Kunden zu.
Der im Aushang beschriebene Vorgang – Kunden mit Asylstatus für einen kurzen Zeitraum vorrangig zu bedienen – solle sicherstellen, dass diese Kunden nicht erst bei Ladenschluss kommen und dann die Lebensmittel zurückgeben. Unter diesen Umständen können die Produkte nämlich nicht mehr an andere Empfänger verteilt werden, sondern landen im Müll. Kommen Asylbewerber hingegen zuerst an die Reihe, können andere Kunden von den übrig gelassenen Waren profitieren. Einen Ersatz für zurückgegebene Ware gebe es nicht. „Es handelte sich folglich nicht um eine Bevorzugung“, so die Niddaer Tafel.
Der Aushang sei im April und Mai 2017 etwa vier Wochen lang genutzt worden: „Ist also schon lange obsolet.“ Die Meldung taucht dennoch immer wieder im Netz auf. Die österreichischen Faktenchecker von Mimikama hatten bereits im Mai 2017 über eine Fehlinterpretation des Aushangs berichtet, im Februar 2018 widerlegte auch Merkur die Spekulationen.
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