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| - Fehlender Kontext
Erster deutscher Offshore-Windpark hat seinen Zweck erfüllt
24.4.2025, 17:28 (CEST)
Im April 2010 wurde der erste deutsche Offshore-Windpark offiziell in Betrieb genommen. Auf Facebook wird er jetzt als «unrentables Projekt» verhöhnt, da «nach nur 15 Jahren» bereits der Rückbau geplant werde. Diese Information steht so in der Überschrift eines Artikels. Doch manchmal fehlen entscheidende Informationen, wenn man nur auf die Überschrift schaut.
Bewertung
Die Behauptung ist irreführend. Der Artikel verschweigt, dass es sich bei dem Windpark Alpha Ventus um ein Testfeld mit einer geplanten Lebensdauer von etwa 20 Jahren handelt. Nach 15 Betriebsjahren werden mögliche Optionen für die Zukunft des Testparks geprüft, der Rückbau ist eine Möglichkeit. Eine Entscheidung hierzu ist bisher nicht gefallen, soll aber noch in diesem Jahr erfolgen.
Fakten
Alpha Ventus liegt 45 km vor Borkum in der Deutschen Bucht und wird von einem Betreiberkonsortium aus EWE, RWE und Vattenfall betrieben.
Alpha Ventus ist deutsches Offshore-Pionierprojekt
Ein Sprecher des Stromerzeugers EWE erklärt auf Anfrage der dpa: «Was in vielen irreführenden Meldungen verschwiegen wird, ist, dass es sich bei Alpha Ventus nicht um einen regulären Windpark handelt, sondern um ein Offshore-Testfeld […]. Es gilt als wegweisendes Projekt in technischer, rechtlicher und ökologischer Hinsicht und wurde gebaut, um möglichst viele Erfahrungen für alle späteren kommerziellen Projekte zu sammeln. Dieses Ziel wurde nun weitgehend erreicht.» Mittlerweile gibt es modernere und effizientere Windräder.
Derzeit werden alle möglichen Zukunftsoptionen für das Testfeld geprüft. Dazu gehört auch die Möglichkeit eines Rückbaus. Ein anderes Szenario wäre der Umbau einiger Windkraftanlagen für die Produktion von Wasserstoff. Die Entscheidung soll, laut EWE-Sprecher, im Laufe des Jahres 2025 getroffen werden.
«So wie wir die ersten waren, die Offshore-Windparks gebaut haben, werden wir natürlich auch irgendwann zu den ersten Betreibern gehören, die Erfahrungen beim Rückbau eines Windparks sammeln. Es ist völlig normal, solche Offshore-Arbeiten frühzeitig zu planen – auch, weil die dafür benötigten Spezialschiffe lange im Voraus gebucht werden müssen.»
Auf dpa-Anfrage erläutert Prof. Gert Jan Kramer, Professor für nachhaltige Energieversorgung an der Universität Utrecht in einer Stellungnahme zum möglichen Abriss des Windparks Alpha Ventus: «Da es sich um einen der ersten Windparks – also um einen Test – handelt, ist das, was am Ende seiner Lebensdauer passiert, kein Indikator dafür, was mit Parks geschehen wird, die später und jetzt gebaut werden.»
Offshore-Windparks haben begrenzte Lebensdauer
Es stimmt also, dass der Windpark in seiner aktuellen Form irgendwann stillgelegt wird. Das ist aber nicht überraschend. Auch das Umweltbundesamt gibt eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren für On- und Offshore-Anlagen als üblich an.
Allgemein haben sich die Stromgestehungskosten, also die Kosten für Errichtung und Betrieb einer Anlage im Verhältnis zur erzeugten Strommenge, für erneuerbare Energien im Vergleich zu fossil befeuerten Anlagen seit 2010 erheblich verändert und die Wettbewerbsfähigkeit erneuerbarer Energien ist gestiegen. Die Haupttreiber für die Kostensenkungen bei Solar- und Windenergie waren sinkende Modul- und Turbinenpreise sowie verbesserte Technologien, die zu höheren Kapazitätsfaktoren führten.
(Stand: 24.4.2025)
Links
Alpha Ventus-Website (archiviert)
Website der Offshore Foundation (archiviert)
Alpha Ventus Broschüre (archiviert)
Blackout News Artikel II (archiviert)
offshoreWIND.biz Artikel III (archiviert)
Gert Jan Kramer, Professor für Nachhaltige Energieversorgung (archiviert)
Umweltbundesamt zur Lebensdauer von Windenergieanlagen (archiviert)
Bericht zu Stromerzeugungskosten aus erneuerbaren Energien (archiviert)
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