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| - Doppelmord Jungfernstieg: Verharmloste der Hamburger Polizeisprecher die Tat?
Am S-Bahnhof Jungfernstieg in Hamburg tötete ein Mann mit einem Messer seine Ex-Frau und das gemeinsame Kind. Der Blog „Schlüsselkind“ behauptet nun, „dass der Täter dem Baby den Kopf abgeschnitten hat”. Der Polizeisprecher habe die Tat „verharmlost“. EchtJetzt hat bei der Staatsanwaltschaft nachgefragt.
Am 12.04.2018 ereignete sich in Hamburg eine schreckliche Tat: Ein Mann stach am S-Bahnhof Jungfernstieg mit einem Messer auf eine Frau und deren 1-jähriges Kind ein. Das Kind verstarb sofort, die Mutter erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen. Bei den Opfern handelt es sich um die Ex-Frau des 33-jährigen Mannes aus dem Niger sowie das gemeinsame Kind.
Der Blog „Schlüsselkind“ schreibt, dass der Täter dem „Baby den Kopf abgeschnitten hat“. Als Quelle nennt „Schlüsselkind“ ein YouTube-Video. Der Polizeisprecher Timo Zill, so „Schlüsselkind“ weiter, habe die Tat vor Journalisten verharmlost.
Wir befragten die Hamburger Staatsanwaltschaft zum Tathergang sowie die Polizei Hamburg zu den Aussagen des Polizeisprechers.
Details zu Verletzungen der Opfer gegen Persönlichkeitsrechte
Die Information, das Kind sei vom Täter enthauptet worden, entnahm „Schlüsselkind“ wohl einem YouTube-Video. Das Video wurde kurz nach der Tat am Tatort aufgenommen. Der Filmende hält die Kamera auf die Opfer und sagt dabei: „He cut off the head of the baby“.
Auf Anfrage teilte uns die Staatsanwaltschaft Hamburg mit, dass das Kind „aufgrund schwerer Schnittverletzungen am Hals verstarb.“ Mehr Details zum Tathergang sowie zu den Verletzungen der Opfer könne die Staatsanwaltschaft nicht geben.
Dies ist jedoch nicht unüblich, sondern hat rechtliche Gründe: Zum einen würden die Ermittlungen noch laufen, zum anderen könnte man dies wegen dem „Schutz der Persönlichkeitsrechte des Kindes“ nicht mitteilen. Das Persönlichkeitsrecht gilt auch über den Tod einer Person hinaus
Pressesprecher sprach über „bis dahin bekannt gewordene Erkenntnisse“
„Schlüsselkind“ kritisiert außerdem, Polizeisprecher Timo Zill habe die Tat vor „Journalisten des NDR“ verharmlost, indem er sagte: „Der Täter wirkte auf die Frau ein“.
Gemeint ist damit höchstwahrscheinlich dieses Video. Darin berichtet Zill gegenüber Journalisten verschiedener Medien ausführlicher, als von „Schlüsselkind“ behauptet: „Der Täter hat mit einem Messer angegriffen, ganz gezielt auf die Frau und auf das Kind eingewirkt und mehrfach zugestochen, so sind dann ja auch die schweren Verletzungen entstanden.“
Auf Anfrage teilte uns die Pressestelle der Polizei Hamburg mit: „Polizeipressesprecher Timo Zill hat sich unmittelbar nach Bekanntwerden der Tat zum Tatort begeben.“ Dort habe dann das Interview stattgefunden. Die besagten Aussagen des Pressesprechers bezogen sich auf „bis dahin bekannt gewordenen Erkenntnisse“.
Arbeit der Polizeipressestelle intern gelobt
„Schlüsselkind“ schreibt außerdem: „Die an den Ermittlungen beteiligten Hamburger Polizisten sind über die verharmlosenden Aussagen (…) entsetzt.“ Ein Kripobeamter soll sich bei dem Blog gemeldet und „wortwörtlich von einem Gemetzel“ gesprochen haben – mit Hinweis auf ein Handyvideos eines Augenzeugen.
Auch dem widersprach die Polizei gegenüber EchtJetzt: „Die Arbeit der Polizeipressestelle ist intern außerordentlich gelobt worden.“
Die seltsame Geschichte mit dem Kripo-Beamten
Die Sache mit den Kripobeamten wirft Rätsel auf. So hatte auch der Blog „Truth24“ in einem ähnlichem Beitrag berichtet, „ein aufgeregter Kripo-Beamter“ habe sich nach dem „Video-Material der Redaktion“ erkundigen wollen. Gemeint ist das Video, welches auf YouTube verbreitet wurde. Auf Nachfrage zur angeblichen Enthauptung des Kindes habe der Beamte gegenüber „Truth24“ aber geantwortet, dazu dürfe er leider nichts sagen.
CORRECTIV fragt sich: Wer hat da von wem abgekupfert? „Schlüsselkind“ von „Truth24“ – oder andersrum?
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