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  • Der Brief eines angeblichen Kommissars aus Chemnitz ist eine Fälschung In einem Brief eines angeblichen Kommissars aus Chemnitz wird behauptet, die Polizei habe einen Übergriff auf zwei Mädchen beim Bürgerfest Chemnitz durch junge Männer mit Migrationshintergrund verschwiegen. Laut Polizei Chemnitz und dem Veranstalter hat es den Vorfall nicht gegeben. „Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin Polizeioberkommissar im Polizeirevier Chemnitz Mitte“: So beginnt ein Brief eines angeblichen Beamten, der im Netz und in Messenger-Diensten kursiert. Darin wird behauptet, es habe einen Übergriff beim Bürgerfest Chemnitz am 24. August gegeben. Mehrere Nutzer luden den Brief auf Facebook hoch, und ein Leser schickte ihn CORRECTIV auch per Email zu. Er hat ihn nach eigenen Angaben per Whatsapp erhalten. Laut Polizei Chemnitz und dem Veranstalter des Bürgerfestes ist der Brief eine Fälschung. Der Brief, der zahlreiche Rechtschreibfehler enthält, ist auf den 27. August 2019 datiert. Darin wird geschildert, dass es beim Bürgerfest in Chemnitz am späten Samstagabend, 24. August 2019, einen Vorfall gegeben habe: Zwei 15-jährige Mädchen seien von einer Gruppe von sieben „jungen Männern mit Migrationshintergrund“ sexuell belästigt und geschlagen worden. Die zwei jugendlichen Begleiter der Mädchen seien ebenfalls geschlagen worden, einer habe „zwei Schnittverletzungen im Baubereich“ erlitten. Der Verfasser der Briefes erhebt zudem Vorwürfe gegen die Polizei Chemnitz: In einer Dienstbesprechung am Folgetag (Sonntag, 25. August) mit dem Revierleiter sowie einem Vertreter der Polizeipressestelle und zwei Personen von der Stadt Chemnitz sei beschlossen worden, über den Fall „aus Mangel an öffentlichem Interesse“ nicht zu berichten. Er und seine Kollegen hätten einen „Maulkorb“ bekommen. Der Grund dafür seien „das Parteibuch des Revierleiters“ und die bevorstehende Landtagswahl in Sachsen. Polizei Chemnitz: Der Brief ist eine Falschmeldung Auf eine Anfrage von CORRECTIV an die Pressestelle der Polizei Chemnitz schickte Sprecherin Jana Ulbricht uns eine Pressemitteilung vom 29. August 2019 zu, in der die Polizei erklärt, der Brief sei „in allen Belangen eine Falschmeldung“. „Der Polizei ist keine derartige Auseinandersetzung bekannt. Es waren keine Beamten der Polizeidirektion Chemnitz zu einem solchen Anlass im Einsatz.“ Zudem habe es keine Besprechung mit dem Revierleiter gegeben, und entsprechend auch „keine Anweisung zur Nichtberichterstattung oder zum Bewahren von Stillschweigen“. Die Mitteilung wurde auch am 29. August von der Polizei Sachsen auf Twitter verbreitet. Es gibt kein Polizeirevier namens Chemnitz-Mitte mehr Zudem schreibt Ulbricht in ihrer Mail an CORRECTIV: „Noch zu erwähnen wäre, dass es bereits seit der letzten Strukturreform zu Beginn des Jahres 2013 kein Revier Chemnitz-Mitte mehr gibt.“ Tatsächlich findet sich dieses Revier nicht auf der Webseite des Polizeidirektion Chemnitz. Dort sind alle Polizeireviere aufgelistet. Das Revier Chemnitz-Mitte wurde offenbar nicht geschlossen, aber umbenannt. Gibt man bei Google „Polizeirevier Chemnitz Mitte“ ein, wird es noch auf Seiten wie dem Branchenbuch angezeigt. Als Adresse steht dort die Hartmannstraße 24. An dieser Adresse werden auf der Webseite der Polizeidirektion Chemnitz jedoch aktuell nur die Polizeidirektion selbst und das Polizeirevier Chemnitz-Nordost geführt. Auch in einer Antwort auf die Anfrage einer Grünen-Abgeordneten im Sächsischen Landtag von August 2013 wird die Umstrukturierung zum 1. Januar 2013 im Rahmen des Projektes „Polizei.Sachsen.2020“ erwähnt. In der Liste der Reviere und ihrer Personalausstattung gibt es kein Revier Chemnitz-Mitte – aber das Revier Chemnitz-Nordost. Das macht den Brief über das Bürgerfest sehr unglaubwürdig: Jemand, der als „Polizeioberkommissar“ in Chemnitz arbeitet, müsste die korrekte Bezeichnung kennen. Veranstalter des Bürgerfests nennt den Brief einen „Fake“ Ein Sprecher der Stadt Chemnitz, von der angeblich laut dem Verfasser des Briefes zwei Vertreter bei der Dienstbesprechung der Polizei anwesend gewesen seien, teilte CORRECTIV per Email mit: „Wir haben keinerlei Hinweise auf diesen Vorfall und waren als Stadt das gesamte Wochenende mit den Organisatoren des Bürgerfestes in Kontakt.“ Und auch der Sprecher des Chemnitzer Bürgerfestes, Sebastian Thieswald, sagt CORRECTIV am Telefon über den Brief: „Ich bin auf das äußerste empört. Das ist ein Fake, von vorne bis hinten.“ Er habe selbst beim Bürgerfest von Freitagmorgen bis Montagnachmittag alle zwei bis drei Stunden mit der Polizei in Kontakt gestanden. Er sei ständig vor Ort und auch nachts der letzte gewesen, der eine Runde gedreht habe, um Müll einzusammeln. Zudem habe es eine eigene Security gegeben, mit der er auch stets über Funk und Telefon in Verbindung gewesen sei. Er wisse nichts von dem angeblichen Vorfall, sagt er. „Ich war über jeden Zwischenfall informiert.“ Das Bürgerfest sei friedlich verlaufen.
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