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| - Tötungsdelikt Chemnitz – Behörden dementieren Gerüchte über sexuelle Belästigung und zweiten Todesfall
Während eines Streits am frühen Sonntagmorgen in Chemnitz wurden drei Personen schwer verletzt, eines der Opfer starb später im Krankenhaus. Viele Webseiten behaupten, der Auseinandersetzung sei eine sexuelle Belästigung einer Frau vorausgegangen. Außerdem soll ein zweites Opfer seinen Verletzungen erlegen sein. Polizei und Staatsanwalt dementieren das.
Am frühen Morgen des 26. August 2018 kam es in Chemnitz zu einer Auseinandersetzung, in deren Folge drei Männer teils schwer verletzt wurden. Eines der Opfer starb noch in der Nacht. Wie die Polizei Sachsen über Twitter mitteilte, stehen ein 23-jähriger Syrer und ein 22-jähriger Iraker im dringenden Verdacht, mehrfach mit einem Messer auf den mittlerweile verstorbenen 35-jährigen Deutschen eingestochen zu haben.
Der Mord an dem 35-Jährigen war Anlass für mehrere Aufrufe in sozialen Medien, sich in Chemnitz zu Protesten einzufinden. Am Sonntag beteiligten sich unter anderem die AfD Sachsen sowie die rechtsextreme Hooligan-Gruppe „Kaotic Chemnitz“. Am Montag hatten die rechtspopulistische Wählervereinigung „Pro Chemnitz“ laut Angaben der Polizei 6.000 Teilnehmer mobilisiert, die Partei „Die Linke“ organisierte einen Gegenprotest mit 1.500 Beteiligten. Es kam während der Demonstrationen zu zahlreichen Ausschreitungen und Verletzten.
Gerüchte über sexuelle Belästigung
Bereits am Sonntagmorgen hatten Boulevardmedien wie Bild und Tag24 gemeldet, der Streit der Männer sei durch die sexuelle Belästigung einer Frau ausgelöst worden. „Dies konnte die Polizei aber nicht bestätigen“, veränderte Bild später den Artikel. Auch Tag24 schrieb ein solches Update.
Doch stimmt diese Darstellung des Tathergangs? Und: Verstarb ein weiteres Opfer im Krankenhaus? Wir haben dazu recherchiert.
Keine Belästigung als Auslöser für Streit
„Entgegen der in einigen Medien kursierenden Infos, gibt es nach jetzigem Ermittlungsstand bzgl. des Tötungsdelikts in #Chemnitz keinerlei Anhaltspunkte, dass eine Belästigung der Auseinandersetzung voraus ging“, twitterte die Polizei Sachsen bereits am vergangenen Sonntag.
Mittlerweile ist die Staatsanwaltschaft Chemnitz für die Ermittlungen zu dem Tötungsdelikt zuständig. In einem Telefongespräch mit CORRECTIV am Dienstagmittag bestätigte Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart die Aussage der Polizei: „Es gibt es überhaupt keine Anhaltspunkte, dass der Auslöser für den Streit zwischen den Männern die sexuelle Belästigung einer Frau war.“ Vernehmungen von Zeugen und Geschädigten hätten einen solchen Tathergang nicht wiedergegeben.
Kein zweiter Todesfall in Chemnitz
Die Polizei Sachsen dementierte am Montagvormittag auch Gerüchte über einen zweiten Todesfall im Tötungsdelikt Chemnitz. „Klarstellung! Entgegen anderslautender Gerüchte gibt es nach dem Zwischenfall in #Chemnitz keinen zweiten Todesfall“, schrieb die Polizei Sachsen um 11 Uhr auf Twitter.
Haftbefehle gegen Tatverdächtige erlassen
Die zwei Tatverdächtigen wurden am Montag einem Haftrichter vorgeführt, wie die Polizei Sachsen ebenfalls über Twitter bekannt gab. Laut Oberstaatsanwältin Burghart wurden die Haftbefehle bereits erlassen.
Die Ermittlungen zu Tatmotiv, Tathergang und Tatwaffe dauern derzeit noch an.
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