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| - Vergewaltigung in Offenburg: „Truth24“ erfindet Zahlen zu HIV-Raten in Afrika
Im baden-württembergischen Offenburg soll es laut „Truth24” zur einer Vergewaltigung durch einen 24-jährigen Mann aus Zentralafrika gekommen sein. Das Opfer müsse nun „um eine HIV-Infektion bangen”. Während der Vergewaltigung-Fall stimmt, wurde das Detail einer wahrscheinlichen HIV-Infektion des Opfers von „Truth24” hinzugedichtet.
Laut einem Beitrag des Blogs „Truth24“ wurde in Offenburg eine Frau von einem 24-jährigen Zentralafrikaner vergewaltigt und bestohlen. „Asylgeld Kost und Logie vom Staat bekommt der Afrikaner natürlich trotzdem, doch das reichte diesem nicht – Sex gehörte auch zu den ihm gemachten Versprechen“, schreibt der Blog weiter. Außerdem müsse die Frau nun „noch um eine HIV Infektion bangen“.
Laut Polizei und Staatsanwaltschaft Offenburg war es tatsächlich zu einer solchen Vergewaltigung durch einen 24-jährigen Mann aus Zentralafrika in den frühen Stunden des 28. April gekommen. Die Beschreibung des Falls ist in einer Pressemitteilung nachzulesen. Auf Nachfrage von CORRECTIV schreibt der Staatsanwalt Kai Stoffregen, es gebe „keine gesicherten Erkenntnisse zu möglichen Tatmotiven“.
Die Behauptung von „Truth24“, die Frau müsse nun um eine HIV-Infektion bangen, beruht auf falschen Informationen zur HIV-Rate in afrikanischen Ländern.
Behauptung zu möglicher HIV-Infektion beruht auf falschen Zahlen
„Truth24“ schreibt, das 24-jährige Opfer müsse nun „um ihr Leben bangen“. Denn: In der Subsahara seien „ganze Gegenden zu 90% mit HIV infiziert“. Das ist für „Truth24“ Grund genug, davon auszugehen, dass der Täter im Fall Offenburg an Aids erkrankt ist. Eine Quelle für diese Aussagen nennt „Truth24“ nicht.
Wir haben uns die Statistiken zu HIV in afrikanischen Ländern genauer angeschaut. Laut einer Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind nur 0,48 Prozent der afrikanischen Gesamtbevölkerung mit dem HIV-Virus infiziert.
Auch für das Herkunftsland des 24-jährigen Täters erhebt die WHO genaue Zahlen. In der Zentralafrikanischen Republik sind 130.000 Einwohner an HIV erkrankt – das sind zwei Prozent der Bevölkerung. Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2016.
Bundeskriminalamt dementiert Aussage von „Truth24“
„Truth24“ behauptet außerdem: „Gruppenvergewaltigungen, Raubmorde, Überfallsvergewaltigungen und Messermordattacken (…) werden laut Landes und BKA Statistik ganz überwiegend durch Muslime und Afrikaner begangen“.
Sandra Clemens, Sprecherin des Bundeskriminalamts (BKA) dementierte gegenüber CORRECTIV diese Aussage.
Ein Blick in die Tabelle 62 des BKA unter diesem Link verrät: Mord, Totschlag und Überfallsvergewaltigungen werden nicht überwiegend von Ausländern begangen. Nur bei Gruppenvergewaltigungen und Raubmorden ist der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger tatsächlich höher. Morde mit Messern werden nicht gesondert erfasst.
BKA-Sprecherin Marianne Falasch stellte außerdem klar, dass die „Truth24“ Aussage grundsätzlich falsch ist, weil weder Muslime noch „Afrikaner“ in der Statistik erfasst werden. Tatverdächtige werden ausschließlich nach ihrer Staatsangehörigkeit erfasst. Eine Zusammenfassung regionaler Tätergruppen wie „Afrikaner“ gibt es in der Statistik nicht. Auch die Religionszugehörigkeit und der Migrationshintergrund werden vom BKA nicht erfasst.
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