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| - Achtung Satire – SPD, Grüne und Linke kritisieren den ESC Sieg Israels nicht
Der Blog „haolam.de” verbreitet einen Satire-Artikel. Viele Nutzer halten den Beitrag für seriös. Die zitierten Parteien und Verbände dementieren.
Auf den ersten Blick sieht der Artikel auf dem Blog „haolam.de“ aus wie seriöse Berichterstattung. Unter der Überschrift „Deutsche Linke empört: Israel gewinnt ESC“ schreibt der Autor Ramiro Fulano über vermeintliche Kritik von Medien, Gewerkschaften, SPD, Grünen und Linken an dem israelischen Sieg beim Eurovision Song Contest (ESC). Am 12. Mai hatte die Sängerin Netta den Wettbewerb für Israel gewonnen.
„Der Artikel ist Satire“, sagt der Herausgeber des Blogs „haolam.de“, Izi Aharon, gegenüber EchtJetzt. Doch warum wird das nicht offensichtlich gekennzeichnet, obwohl der Blog das bei anderen satirischen Beiträgen macht? „Wir sind davon ausgegangen, dass es offensichtlich als Satire erkenntlich ist“, sagt Aharon. Mehrere Leserkommentare unter dem Artikel zeigen, dass offenbar nicht jeder den Artikel sofort als Satire erkennt.
Vielzahl an Quellen suggeriert Authentizität
Viele Leser scheinen den Artikel ernst zu nehmen. Das liegt wohl vor allem an den vielen vermeintlichen Quellen, die für Zitate angegeben werden. Doch alle zitierten Parteien und Verbände dementieren die Aussagen des Artikels. So schreibt der Blog „haolam.de“, die Linken hätten kritisiert, das Gewinnerlied „Toy“ sei „Ausdruck zionistischen Kulturchauvinismus, der die musikalischen Traditionen der arabischen Ureinwohner ignoriert“. Deshalb solle die Gewinnerin Netta Barsilai laut den Linken ihr Preisgeld „unverzüglich einer palästinensischen Selbstbefreiungsbewegung stiften“.
Die Pressesprecherin der Partei Die Linke, Sonja Giese, sagt dazu auf Nachfrage von EchtJetzt: „Keine der Aussagen, die in dem von Ihnen genannten Artikel getroffen werden, ist uns bekannt. Das Ergebnis des ESC wurde und wird seitens der Pressestelle des Parteivorstandes der LINKEN nicht kommentiert“.
Auch die Grünen und die SPD werden in dem Satire-Artikel vermeintlich mit Kritik an dem Sieg Israels beim ESC zitiert. Beide Parteien dementieren.
Das ARD Studio Tel Aviv wird in dem Artikel des Blogs „haolam.de“ ebenfalls falsch zitiert. Angeblich wurde der Sieg von ARD-Journalisten so kommentiert: „Statt zu versuchen, einen Schlussstrich unter die höchst problematische und insgesamt völlig kontraproduktive Geschichte des Zionismus zu ziehen, hätte die Sängerin doch lieber einen Eindruck vom Leid und Elend vermitteln sollen, den die Politik ihres Landes in den besetzten Gebieten verursacht hat.“ Markus Huber, Pressesprecher der ARD, sagt: „Diese Aussagen sind definitiv nicht getroffen worden.“
Als weitere vermeintliche Quellen des Satire-Beitrags werden die Gewerkschaft „Erziehung und Wissenschaft“ und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) benannt. Sie hätten den Sieg der israelischen Sängerin als „Diebstahl“ bezeichnet. „Wir haben uns zum ESC nicht geäußert und sehen dazu auch keinen Anlass“, sagt die Sprecherin Maike Rademaker des DGB. Auch die Gewerkschaft „Erziehung und Wissenschaft“ dementiert eine Stellungnahme.
Die SPD Arbeitsgemeinschaft „Seeheimer Kreis“ wird in dem Artikel mit der Aussage zitiert, sie würde es begrüßen, „wenn Netta Barsilai ihr Preisgeld den Mullahs freiwillig spendet.“
Stefan Münzer vom Seeheimer Kreis, sagt gegenüber EchtJetzt, „dass die zitierten Aussagen seitens des Seeheimer Kreises weder getroffen worden sind, noch inhaltlich auch nur im entferntesten geteilt werden.“
Damit dementieren alle zitierten Quellen die Aussagen des Artikels und machen deutlich, dass es auch abseits jeder Satire keine Grundlage für die Berichterstattung gibt.
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