schema:text
| - Nein – Typische Geldüberweiser sehen nicht aus wie eine muslimische Frau aus Gaza
Die konservative Zeitung „Junge Freiheit" illustriert einen Bericht der Weltbank über die Geldüberweisungen von Migranten mit einem Bild einer muslimischen Frau aus Gaza. Eine Bildwahl, die den Daten der Weltbank nicht entspricht.
Am 23. April 2018 hat die Weltbank ihren jährlichen Bericht über die Geldüberweisungen von Migranten in ihre Heimat veröffentlicht. Demnach wurden im vergangenen Jahr 466 Milliarden Dollar (ungefähr 379 Milliarden Euro) in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen überwiesen.
Die rechtskonservative Zeitung „Junge Freiheit“ illustriert die Nachricht mit einem Bild von einer „Moslemin nahe einer Bargeldtransferstelle“.
Das Originalbild konnten wir finden: Es zeigt eine Palästinenserin im Jahr 2011 in Gaza. Sehen typische Geldüberweiser genau so aus wie diese Frau? In welche Länder werden die höchsten Summen geschickt? Welchen Ländern ist dieses Geld für ihre Wirtschaft besonders wichtig? CORRECTIV hat den Bericht der Weltbank gelesen.
Die zwei ersten Fragen beantwortet der Text von „Junge Freiheit“ schon. So kann man Folgendes lesen: „Das Land mit den höchsten Kapitalzuflüssen sei Indien mit 69 Milliarden Dollar. Darauf folgten China (64 Milliarden), Philippinen (33 Milliarden), Mexiko (31 Milliarden), Nigeria (22 Milliarden), und Ägypten (20 Milliarden)“.
Mehrheit der Geldtransfers gehen nach Ost- und Südasien
Dies wird von der Weltbank gestützt: In ihrem Bericht findet man sogar diese Grafik, die links die wichtigsten Empfängern (in Milliarden Euro) zeigt und rechts die Länder, für die diese Summen den größten Anteil des Bruttoinlandsprodukts repräsentiert.
Und in einer Pressemitteilung kann man sehen, wie hoch die Geldtransfers in die unterschiedlichen Regionen sind.
Wir zeigen diese Daten als Tortendiagramm. So wird noch klarer, dass typische Geldüberweiser nicht wie eine Frau von Gaza aussehen. Im Gegenteil zur Bildwahl der „Jungen Freiheit“ erhalten die Länder aus dem Nahen Osten und Nordafrika nur elf Prozent der Geldtransfers.
Deutsches Geld wird vor allem nach Europa überwiesen
Laut den Daten der Weltbank wurden 24,6 Milliarden Euro aus Deutschland ins Ausland überwiesen. Sieht man sich diese Daten genauer an, merkt man, dass auch diese nicht dem Bild der „Jungen Freiheit“ entsprechen. Das meiste Geld wurde nach Frankreich (2,1 Milliarden) und Polen (2,1 Milliarden) überwiesen. In der folgenden Tabelle zeigen wir die Daten. Diese 20 Länder erhalten 73,3 Prozent der Überweisungen aus Deutschland.
|Land
|Summe (Millionen Dollars)
|Anteil
|Frankreich
|2 124
|8,6 %
|Polen
|2 117
|8,6 %
|Italien
|1 310
|5,3 %
|Österreich
|1 102
|4,5 %
|Tschechien
|1 034
|4,2 %
|Spanien
|1 030
|4,2 %
|Ungarn
|997
|4,0 %
|Lebanon
|878
|3,6 %
|Russland
|781
|3,2 %
|Vietnam
|748
|3,0 %
|Nigeria
|699
|2,8 %
|Rumänien
|647
|2,6 %
|China
|646
|2,6 %
|Thailand
|635
|2,6 %
|Kroatien
|618
|2,5 %
|Serbien
|617
|2,5 %
|Belgien
|582
|2,4 %
|Luxemburg
|575
|2,3 %
|Türkei
|503
|2,0 %
|Kosovo
|389
|1,8 %
Nach Betrachtung der Weltbank-Daten kann man die Bildwahl des Artikels der „Jungen Freiheit“ kritisieren. Nicht jeder Migrant sieht aus wie eine Frau mit einem Kopftuch in Gaza. Das sagen zumindest die Daten der Weltbank – sowohl für Deutschland und auch für die ganze Welt.
|