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  • Angeblich offizielle Statistik zur Corona-Impfung aus Italien ist eine Fälschung In Sozialen Netzwerken verbreiten sich angebliche Zahlen aus Italien, die die Schädlichkeit der Covid-19-Impfungen belegen sollen. Unter anderem sei durch sie die Zahl der Herzinfarkte, Fehlgeburten und Brustkrebsfälle um ein Vielfaches gestiegen. Doch die Zahlen sind erfunden. Eine Falschbehauptung aus Italien zu Corona-Impfungen hat ihren Weg in die Sozialen Netzwerke in Deutschland gefunden. Per Whatsapp und in diversen Facebook-Beiträgen verbreitet sich ein Bild, das angeblich Zahlen eines „Statistischen Instituts der Regierung“ in Italien zeigt. Darauf wird der Anteil der Corona-Geimpften (80 Prozent) „plötzlichen unerwarteten Todesfällen“ und dem starken Anstieg mehreren Erkrankungen gegenübergestellt. Auf dem Bild wird behauptet, der Anstieg der Erkrankungen und Todesfälle sei auf die „Covid-Impfung“ zurückzuführen, die „ihre Wirkung“ entfalte. Der Beitrag nährt damit ein Narrativ, das schon seit Monaten kursiert: Impfungen gegen Covid-19 seien gefährlich, weil sie schwerwiegende Nebenwirkungen hätten oder zu mehr und „plötzlichen und unerwarteten Todesfällen“ führen würden. Nationales Institut für Statistik in Italien dementiert, dass Zahlen von ihm kommen Zunächst haben wir uns die angebliche Quelle angesehen: Ein „Statistisches Institut der Regierung“ in Italien gibt es, so formuliert, nicht. Das offizielle Nationale Institut für Statistik Italiens heißt „Istituto Nazionale di Statistica“ (Istat). Es veröffentlicht regelmäßig Daten zu Sterbefällen und Todesursachen in Italien. Am 11. Oktober teilte das Institut einen Faktencheck der italienischen Faktencheck-Redaktion Facta. Darin geht es um einen italienischen Beitrag, in dem nahezu dieselben Zahlen genannt werden wie in den deutschsprachigen Beiträgen. Jedoch werden „plötzliche unerwartete Todesfälle“ in den italienischen Beiträgen als „plötzliche Erkrankungen“ bezeichnet. In den Beiträgen auf Deutsch heißt es zusätzlich, 80 Prozent der Menschen in Italien seien geimpft und die Anzahl der „plötzlichen unerwarteten Todesfälle“ seit 2020 sei auf 548.000 Fälle im Jahr 2022 gestiegen. Die Zahl der spontanen Fehlgeburten sei um 279 Prozent gestiegen, die Zahl der Herzinfarkte um 269 Prozent und die Zahl der Fälle Multipler Sklerose um 680 Prozent. Für die Zahl der Lungenembolien wird in dem deutschsprachigen Tweet eine Steigerung der Fälle um 458 Prozent angegeben, auf Italienisch ist von 468 Prozent die Rede. Laut dem Faktencheck von Facta hat das Istat solche Daten aber nicht veröffentlicht. Wir fragten selbst bei der Pressestelle des Instituts nach: Ein Sprecher bestätigte uns, dass die in dem italienischen Tweet angegebenen Daten „nicht unter die von Istat bereitgestellten Datenkategorien fallen“, die Daten also nicht von dem Institut stammen. Angebliche Zahl unerwarteter Todesfälle für 2022 ist höher als die Gesamtzahl der Toten in Italien Woher stammen die Daten also und sind sie überhaupt richtig? Wir haben die Zahlen in den deutschen Beiträgen überprüft. Richtig ist, dass rund 80 Prozent der Menschen in Italien zweifach gegen das Coronavirus geimpft sind. Nach Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind es aktuell 79,67 Prozent (Stand 9. November 2022). Woher die Angabe zu den angeblichen „plötzlichen unerwarteten Todesfällen“ stammen könnte, fanden wir nicht heraus. Istat veröffentlicht lediglich die Anzahl der Sterbefälle in Italien, die Kategorie „plötzliche unerwartete Todesfälle“ gibt es nicht. Demnach gab es im Jahr 2020 rund 746.146 Sterbefälle, 2021 waren es 709.035 Fälle. Für das Jahr 2022 liegen die Sterbefälle von Januar bis August vor, für September wurden sie geschätzt. Bis zum 31. August 2022 gab es demnach 529.280 Tote. Zur Erinnerung: Auf dem Sharepic ist von 548.000 Toten die Rede, die „plötzlich und unerwartet“ gestorben seien. Aktuelle Daten zu Todesfällen aufgrund von Brustkrebs oder Herzinfarkte gibt es beim Istat nicht In den Beiträgen wird weiter behauptet, dass sich die Zahl Fehlgeburten, Herzinfarkten, Lungenembolien, Eierstock-Dysfunktionen, Multipler Sklerose und Brustkrebs teils verdoppelt oder sogar versechsfacht habe. Auf welchen Zeitraum sich diese Angaben beziehen und ob es dabei um Todesursachen oder Krankheitsfälle in Italien geht, wird aus dem Bild nicht deutlich. Erfasst werden vom Istat neben Sterbefällen auch Todesursachen, zum Beispiel Brustkrebs oder Herzinfarkte. Die aktuellsten Daten dazu stammen jedoch laut der Istat-Gesundheitsstatistik aus dem Jahr 2019. Die aktuellsten Zahlen zu Spontanaborten (Fehlgeburten) stammen aus dem Jahr 2020. Sie entstanden folglich noch vor dem weltweiten Einsatz der Impfstoffe. Es finden sich auch keine Medienberichte über starke Anstiege der Zahl der plötzlichen Todesfälle, Spontanaborte, Brustkrebsfälle oder Herzinfarkte. Hätten sich solche Fälle in dem Maße vervielfacht, wie die Beiträge in Sozialen Netzwerken behauptet, würde es dazu weitere Informationen geben. Beitrag setzt fälschlicherweise Herzinfarkt und Myokarditis gleich Außerdem werden in den deutschsprachigen Beiträgen fälschlicherweise Herzinfarkte und Myokarditis gleichgesetzt. Ein Herzinfarkt (medizinisch: Myokardinfarkt) entsteht durch den Verschluss eines Herzkranzgefäßes. Myokarditis ist eine Herzmuskelentzündung, die zu einem plötzlichen Herzstillstand führen kann. Eine solche Myokarditis kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel eine Coronavirus-Infektion. Herzmuskelentzündungen sind jedoch eine seltene Nebenwirkung von mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19. Die Behauptung, dass Covid-19-Impfungen zu mehr Fehlgeburten führen würden, kursierte schon letztes Jahr in Deutschland, damals wurde eine Studie der amerikanischen Gesundheitsbehörde falsch interpretiert. Auch wurde behauptet, das Risiko für Herzkrankheiten steige durch mRNA-Impfungen „dramatisch“ – dafür fehlten Belege. Das gilt auch für die Behauptung, dass die Impfung das Krebswachstum beschleunigen soll. Redigatur: Sarah Thust, Matthias Bau Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck: - Todesursachen und Todesfälle in Italien, Istat, 2022: Link - Faktencheck von Facta über angebliche Istat-Daten: Link
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